Hilye-i Şerif
Über die Geschichte hinaus haben muslimische Kalligraphen, Wandmaler, Architekten, Maler und andere Künstler bedeutende und über ihre Zeit hinaus eindrucksvolle und wirksame Werke für zukünftige Generationen geschaffen. Sie wirkten als leuchtende Idole und Pioniere mit dem Eifer, ihre künstlerischen Fertigkeiten ihrer Umwelt vorzustellen und weiterzugeben. In dieser Hinsicht webten die klassischen Künstler gleichsam den Ornamenten und Figuren ihre Werke in die jahrhundertealte islamische Kultur ein.
Zu den bedeutendsten Kulturschatzkammern dieser islamischen Kultur gehört zweifellos die kalligraphische Kunstrichtung des “Hilye-i Şerif”. Wörtlich heißt Hilye im Deutschen so viel wie: “Dekoration” oder “Schönheit”. Vor diesem Hintergrund werden mit dem “Hilye” literarische Werke in Prosa oder Dichtform genannt, die die physischen und charakterlichen Schönheiten des Gottesgesandten Muhammad (F.s.m.I) beschreiben. Autoren und Dichter, die die Glückseligkeit nicht erleben konnten, diesen wunderbaren Menschen mit eigenen Augen zu sehen und sich mit ihm unersättlich zu unterhalten, suchten ihre Sehnsucht nach dem Propheten durch bildhafte Beschreibungen seiner, nach Kräften zu stillen. So stellen “Hilye-i Şerif”, “Hilye-i Fahr-i âlem”, “Hilye-i Saadet” oder “Hilye-i Nebevî” eine wichtigen Zweig der islamischen Literatur und Kunst dar. Auch bei den Osmanen spielte die Beschreibung der körperlichen und charakterlichen Eigenschaften des Propheten, der strengen Regeln folgte, und mit reichhaltigen Verzierungen versehen wurde, eine überaus wichtige Rolle. Als prachtvolle Gemälde wurden Hilye-Bilder zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgehängt.
Als Ausdruck der großen Liebe zum Gesandten Gottes gehört die Hilye zu den meistangewandten Kunstrichtungen der muslimischen Welt. Sie lädt jeden zum Staunen, Denken und Verweilen, der sich bewusst ist, wie sehr muslimische Kalligraphen nach der Schönheit und Vollkommenheit strebten und dies mit dem Inhalt ihrer Werke zu verbinden suchten.